Archiv der Website der Homosexuellen Initative (HOSI) Wien zum 28.2.2018

HOSI Wien fordert Konsequenzen nach Mord an Transfrau

Auf die besonders prekäre Lage von LSBTI-Flüchtlingen in Österreich hat der erschütternde Fall von Hande Ö. ein bezeichnendes Schlaglicht geworfen: Die in der Community bekannte Transfrau ist laut Medienberichten vergangenen Sonntag in ihrer Wohnung erdrosselt aufgefunden worden. Hande Ö. war ein beliebtes Mitglied der Community. Nach ihrer Flucht aufgrund ihrer Geschlechtsidentität aus der Türkei hatte Hande Ö. Asyl in Österreich beantragt. „Leider wird bei der Unterbringung und Betreuung von LSBTI-AsylwerberInnen viel zu wenig Rücksicht auf deren besondere Lebensrealitäten genommen“, erklärt Cécile Balbous, Obfrau der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien. „Und so werden LSBTI-AsylwerberInnen nichtzuletzt in den Flüchtlingsunterkünften, oft Massenquartieren, mitunter erneut Opfer homo- bzw. transphober An- und Übergriffe, in diesen Fällen seitens der MitbewohnerInnen. Ausgerechnet in jenen Institutionen, die sie schützen und ihnen helfen sollen, stoßen LSBTI-Flüchtlinge auf Unverständnis, Verspottung und nicht selten Hass. Daher bleibt ihnen oft keine andere Alternative, als sich selbst um eine geeignete Unterkunft zu kümmern, was aber zur Folge hat, dass sie aus der Grundversorgung fallen und sich in der Folge selbst um ihren Lebensunterhalt kümmern müssen, ohne jedoch Zugang zum Arbeitsmarkt zu haben.“

Daher ruft die HOSI Wien die politisch Verantwortlichen zu entsprechenden Schritten auf: „Bei der Unterbringung von LSBTI-Flüchtlingen muss deren besondere Situation berücksichtigt werden, etwa indem für sie spezielle Unterkünfte zur Verfügung gestellt werden“, fordert Moritz Yvon vom Antifaschistischen Komitee der HOSI Wien. „Außerdem sollten die Asylbehörden doch dankbar sein, wenn sich AsylwerberInnen privat um für sie sichere Quartiere kümmern und damit die Behörden finanziell entlasten, dies aber dann nicht durch die völlige Streichung jeglicher Bundesbetreuung bestrafen. Außerdem sollten flexiblere Lösungen für den Zugang zum Arbeitsmarkt gefunden werden.“

Die Medien rufen wir auf, Hande Ö.s Integrität und Würde zu respektieren und sie nicht als Mann oder gar „Ladyboy“ zu bezeichnen, sondern als transsexuelle Person.