Archiv der Website der Homosexuellen Initative (HOSI) Wien zum 28.2.2018

HOSI Wien lädt Niki Lauda nach dessen homophoben Aussagen zum Regenbogenball ein

„Wir sind wirklich fassungslos und äußerst überrascht, dass Herr Lauda solche Vorurteile gegenüber Homosexuellen hegt und den ORF in völlig ungerechtfertigter Weise angreift, weil Alfons Haider mit einem Mann in der Tanzshow Dancing Stars tanzen wird“, reagiert Christian Högl, Obmann der HOSI Wien, auf ein heute erschienenes Interview des Fluglinienunternehmers mit der Tageszeitung ÖSTERREICH.

„Wenn Niki Lauda behauptet, dass nirgendwo ein Mann mit einem Mann tanze, in keiner Disco, auf keinem Ball, dann lässt sich das leicht widerlegen: zum Beispiel durch den Wiener Regenbogenball, der dieses Jahr bereits das 14. Mal stattfindet – heuer sogar erstmals in der Hofburg und unter dem Ehrenschutz von Bundespräsident Heinz Fischer. Wir laden Niki Lauda ein, am 12. Februar zum Ball in die Hofburg zu kommen und sich davon zu überzeugen, in welch stimmungsvoller Atmosphäre Lesben und Schwule gemeinsam mit Heterosexuellen als gleich- und verschiedengeschlechtliche Paare übers Tanzparkett fegen.“

„Ob es ins Weltbild von Herrn Lauda passt oder nicht: 5–10 % der Bevölkerung sind schwul oder lesbisch, und auch sie zahlen ORF-Gebühren. Da ist es nur recht und billig, dass der ORF diesem Umstand Rechnung trägt und wir auch in seinen Unterhaltungssendungen ‚vorkommen‘. Die Kritik von Niki Lauda an Alexander Wrabetz und dem ORF halten wir daher für völlig unangebracht. Gerade die Aussagen von Lauda beweisen, dass es immer noch große Vorurteile gegenüber Lesben und Schwulen gibt, und da kann die selbstverständliche Teilnahme eines Männerpaars bei Dancings Stars einen wichtigen Beitrag zur Thematisierung des Themas Homosexualität leisten. Insbesondere, weil hier gleichgeschlechtliche Beziehungen nicht nur auf ihre Sexualität reduziert werden, sondern weil so ganz selbstverständlich ein Aspekt der Lebensgestaltung und Freizeitkultur gezeigt wird“, so Högl weiter.

Diskriminierung der MitarbeiterInnen

„Natürlich hat Niki Lauda ein Recht auf seine Meinung, und wenn er keine Schwulen mag, ist das seine Privatsache. Aber als prominente Persönlichkeit und insbesondere als Leiter eines Unternehmens mit vielen homosexuellen Angestellten sollte er seine Aussagen in der Öffentlichkeit mit Bedacht wählen. Das ist nämlich eine perfide Behandlung der eigenen MitarbeiterInnen nach Gutsherrenart: Einerseits würdigt er sie wegen eines Persönlichkeitsmerkmals herab und vermittelt ihnen damit ihre Minderwertigkeit, andererseits missbraucht er sie aber – quasi in ‚feudaler Großzügigkeit‘ – als KronzeugInnen, um die eigene vermeintlich liberale, aber eben nicht authentische und alles andere als aufgeschlossene Einstellung unter Beweis zu stellen. Die Angestellten, die sich in ihrer persönlichen Integrität verletzt fühlen, können sich nicht wehren, wollen sie ihren Arbeitsplatz nicht verlieren. Dies stellt daher eine verschärfte, weil massenmediale sexuelle Belästigung und ein Mobbing der eigenen MitarbeiterInnen dar“, ergänzt Kurt Krickler, Generalsekretär der HOSI Wien und Vorstandsmitglied des Klagsverbands zur Durchsetzung der Rechte von Diskriminierungsopfern.

„Wir erwarten nicht, dass Niki Lauda – wie er meint – sich für seine Heterosexualität entschuldigt. Das wäre absurd. Aber wir denken sehr wohl, dass eine Entschuldigung für seine homophoben Tiraden angebracht wäre“, fordert Högl abschließend.

Rückfragehinweis:
Christian Högl, Obmann, Tel. 0699-118 11 038
Kurt Krickler, Generalsekretär, Tel. 0664-57 67 466