Hier findest du Informationen zu den folgenden Begriffen (sie stellen nur einen allgemeinen Einstieg in das vielfältige LSBTIQ-Vokabular dar und erheben keinesfalls Anspruch auf Vollständigkeit):
Biologisches Geschlecht | Bisexualität | Cissexualität | Drag King | Drag Queen | Drittes Geschlecht | Gender | Geschlechterrolle | Geschlechtsidentität | Heteronormativität | Heterosexualität | Homophobie | Homosexualität | Intersexualität | LSBTQI | Pansexualität | psychisches Geschlecht | Sexuelle Identität | Sexuelle Orientierung | Sissiboys | Soziales Geschlecht | Tomboys | Transgender | Transvestitismus | Travestie
Das biologische Geschlecht wird von den Geschlechtschromosomen (XX – weiblich; XY – männlich) bestimmt. Viele gehen dabei nur von zwei Geschlechtern aus – also weiblich oder männlich. Dieses Konzept ist jedoch nicht zuletzt wegen der Existenz von Intersexualität zu hinterfragen.
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Das soziale Geschlecht bestimmt die eigentliche Identifikation einer Person mit einem Geschlecht (meist männlich oder weiblich). Dieses Selbstbefinden wählen Menschen nur für sich selbst und sollte auch nicht von anderen bewertet werden. In manchen Kulturen gibt es dadurch neben den zwei Geschlechtern „weiblich“ und „männlich“ noch zusätzliche (drittes Geschlecht, Hijra in Asien, Muxe bzw. Marimacha in Lateinamerika, Fa’afafine in Polynesien usw.).
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Geschlechterrollen bezeichnen die Erwartungshaltungen einer Gesellschaft an Frauen und Männer. Darunter fallen Verhaltensweisen, Ansichten, Tätigkeiten usw. Diese Rollen sind jedoch nicht starr, sondern können sich jederzeit verändern.
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Unter Geschlechtsidentität versteht man die innere Gewissheit, einem bestimmten Geschlecht anzugehören. Es wird auch als psychisches Geschlecht benannt. Dies hat ausschließlich mit Eigendefinition zu tun und geht über die bipolare Geschlechternorm hinaus. Bei den meisten Menschen zeigt sich dies als Cisgender oder Cissexualität (also die Übereinstimmung von Geschlechtsidentität und biologischem Geschlecht). Bei Transgender-Personen unterscheidet sich das biologische vom psychischen, und bei Intersexualität gibt es eine Vielzahl an möglichen Identitätskonzepten.
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Unter sexueller Orientierung versteht man die psychische, emtionale und erotische Anziehung zu anderen Menschen, sei es zu Personen des anderen Geschlechts, des eigenen oder beider Geschlechter. Man unterscheidet daher zwischen Heterosexualität, Homosexualität und Bisexualität. Sexuelle Orientierung ist jedoch keine bewusste Entscheidung. Niemand sucht sie sich selber aus. Nur der Umgang mit den eigenen Gefühlen kann beeinflusst werden.
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Die sexuelle Identität bezeichnet das Selbstverständnis einer Person darüber, wer sie als geschlechtliches Wesen ist, wie sie sich selbst wahrnimmt und wie sie von anderen wahrgenommen werden will. Dabei spielen die Faktoren sexuelle Orientierung, biologisches und soziales Geschlecht sowie die Geschlechtsidentität zusammen.
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Wenn eine Frau sich zu einem Mann hingezogen fühlt oder umgekehrt, so bezeichnet man dies als heterosexuell. Daraus leitet sich auch der Begriff „Heteronormativität“ ab.
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Fühlt sich ein Mensch zum eigenen Geschlecht hingezogen, so wird er/sie als homosexuell bezeichnet. Dabei nennt man Frauen meist lesbisch und Männer schwul, aber der Begriff „homosexuell“ bezeichnet grundsätzlich sowohl Frauen als auch Männer. Der englische Begriff „gay“ bezeichnet sehr häufig nur schwule Männer, wird jedoch auch als generelles Wort für „homosexuell“ verwendet.
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Wenn jemand sich zu mehr als einem Geschlecht hingezogen fühlt, so wird er/sie bisexuell genannt.
Heute wird auch häufig der Ausdruck Pansexualität (pan = alle) verwendet, um ein Begehren zu beschreiben, das vom Geschlecht der begehrten Person unabhängig ist. Damit können insbesondere auch Transidentitäten, intersexuelle oder Menschen die sich jenseits der binären Geschlächtsdefinition wiederfinden, miteinbezogen werden.
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Wenn das soziale Geschlecht einer Person nicht deren biologischem Geschlecht entspricht, so wird dies als „transgender“ bezeichnet – wenn sich also ein Mann als Frau fühlt oder umgekehrt. Das Erscheinungsbild und meist auch der Körper werden dem empfundenen Geschlecht angepasst. Meist geschieht dies anfangs durch Kleidung, Verhaltensänderungen und Hormone, später kann aber auch der Wunsch nach einer geschlechtsanpassenden Operation aufkommen. Dadurch ändert die Person körperlich und rechtlich das Geschlecht und kann auch einen neuen Vornamen annehmen.
Transgender-Menschen können sowohl homosexuell, bisexuell als auch heterosexuell sein. Sie werden auch als Transmänner oder Transfrauen bezeichnet. Viele verwenden auch die Bezeichnungen „transident“ oder „transsexuell“.
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Als Gegenbegriff zu Transsexualität bzw. Transgender wurde 1991 von Volker Sigusch der Begriff „Cissexualität“ entwickelt, der eine Übereinstimmung von biologischem und psychischem Geschlecht beschreibt. Damit soll aufgezeigt werden, dass diese Übereinstimmung keine Selbstverständlichkeit ist.
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Werden Menschen mit biologischen Geschlechtsmerkmalen von beiden Geschlechtern geboren, so nennt man sie „intersexuell“ oder „Zwitter“. Meist wird dieser Zustand im frühen Kindesalter behoben, indem ein Geschlecht festgelegt und dieses operativ herstellt wird. Da die weiblichen Geschlechtsorgane leichter nachzubilden sind, werden intersexuelle Kindern oftmals biologisch zu Mädchen gemacht. Häufig kann es aber im späteren Leben zum Konflikt zwischen dem gefühlten sozialen Geschlecht und dem operativ hergestellten Geschlecht kommen, da die Geschlechtsidentität nicht mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmt.
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Das dritte Geschlecht bezeichnet Menschen außerhalb der Geschlechter-Dichotomie weiblich – männlich. In Indien nennt man sie Hijras, in Thailand Ladyboys, sheman oder Kathoey und in indigenen Bevölkerungen Amerikas Two-Spirit. Auch am Balkan gibt es mit „geschworener Jungfrau“ eine Bezeichnung dafür. Manche Staaten haben diesem Umstand mittlerweile Rechnung getragen und eine dritte juristische Geschlechtskategorie geschaffen (z. B. Australien, Indien oder Pakistan).
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Trägt jemand gerne Kleidungsstücke des anderen Geschlechts, ohne sich wirklich dem anderen Geschlecht anzupassen, so bezeichnet man die Person als Transvestit/in. Dies ist häufig mit sexuellem Lustgewinn verbunden, kann aber auch in Kulturen für rituelle Bräuche angewendet werden oder mit der Ablehnung starrer Geschlechterrollen verbunden sein (feminine Männer und maskuline Frauen). Dies wird auch häufig Cross-Dressing genannt.
Auch Transvestitismus hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun. TransvestitInnen können heterosexuell, bisexuell oder homosexuell sein. Dennoch werden TransvestitInnen aufgrund der Vorurteile über weibliche Schwule und männliche Lesben häufig mit Homosexualität in Zusammenhang gebracht.
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Travestie ist eine Kunstform. KünstlerInnen, die sich für Showzwecke bewusst als Frauen oder Männer verkleiden (meist im anderen Geschlecht) werden Drag-Queens und Drag-Kings genannt. Diese Form der Unterhaltung hat jedoch nichts mit Transsexualität oder mit der sexuellen Orientierung zu tun. Auch Drag-Queens und Drag-Kings können heterosexuell, homosexuell und bisexuell sein.
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Die oft verwendeten Abkürzungen bezeichnen die unterschiedlichen sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten. Während das häufig verwendete LSBT Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender bedeutet, wird unter dem Q queer verstanden. Diese Bezeichnung verwenden Menschen, die Heteronormativität generell, aber auch Bezeichnungen wie schwul, lesbisch, bi, hetero, trans und intersexuell ablehnen. Mit dem I am Ende von LSBTI werden intersexuelle Menschen miteinbezogen.
Die englische Abkürzung verändert sich nur durch das S für „schwul“ oder „Schwuler“, welches im Englischen mit „Gay“ ausgedrückt wird. Dadurch entstehen dann die Abkürzung LGBT, LGBTI oder LGBTQ.
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Als Sissiboys werden Burschen bezeichnet, die in ihren Interessen und Fähigkeiten stark von der gesellschaftlich zugeschriebenen Geschlechterrrolle abweichen. Dabei laufen sie häufig Gefahr, Anfeindungen und Diskriminierung ausgesetzt zu sein. Im Deutschen werden sie auch oft als weiche, zarte, „mädchenhafte“ Jungen bezeichnet, was es jedoch nur unzureichend beschreibt. Dabei kann der Junge jegliche sexuelle Orientierung besitzen.
Tomboys stellen das Pendant zu Sissiboys dar und bezeichnen Mädchen, deren Interessen und Fähigkeiten eher dem männlichen Geschlechterrollen-Stereotyp zugeschrieben werden. Im Deutschen werden sie oft als „burschikos“, wild oder jungenhaft beschrieben, was ebenso eine unzureichende Beschreibung darstellt. Auch sie haben eventuell mehr Schutz vor Diskriminierung notwendig. Diese Mädchen können auch jegliche sexuelle Orientierung haben.
Homophobie bezeichnet eine irrationale und unbegründete Ablehnung von homosexuellen Menschen und Homosexualität in jeglicher Form. Diese Ablehnung geht oft mit Angst, Hass, Ekel und Wut einher. Homophobe Menschen legen diskriminierende Ausdrücke, Handlungen und Verhaltensweisen an den Tag. Dies kann von einfacher Ablehnung bis zu aggressivem Verhalten und körperlicher Gewalt reichen.
Verinnerlichte (internalisierte) Homophobie tritt bei homo- oder bisexuellen Menschen auf, die oft Homophobie ausgesetzt sind oder in einem homophoben Umfeld aufwachsen. Dadurch haben Lesben, Schwule und Bisexuelle die negativen Meinungen über ihre sexuelle Orientierung verinnerlicht und als eigene Meinung übernommen. Es kann zu verringertem Selbstwertgefühl, Depression, Verleugnung der eigenen Sexualität bis zu selbstverletzendem Verhalten und Suizid führen (Suizidversuche unter homo- bzw. bisexuellen Jugendlichen sind deutlich höher als bei heterosexuell empfindenen Gleichaltrigen – die Hälfte der Suizide von Jugendlichen werden von Homo- oder Bisexuellen begangen).
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Heteronormativität bedeutet, dass Heterosexualität als die einzig richtige gesellschaftliche Norm betrachtet wird. Dabei wird ausschließlich von einem System aus zwei Geschlechtern ausgegangen, dem sich sexuelle Orientierung, Geschlechterrollen und Gender unterzuordnen haben. Dadurch kommt es zur Annahme, alles außerhalb der Mann-Frau-Beziehungen bzw. heterosexuellem Empfinden würde nicht der Norm entsprechen. Ein Idealbild von Familie, Partnerschaft und Beziehung wird dadurch geschaffen, in welches selbst viele heterosexuell empfindene Menschen nicht hineinpassen. Aber vor allem Homosexuelle und Transgender-Personen werden durch diese Norm stigmatisiert und marginalisiert.
Die Annahme, jedes Mädchen würde später einen Mann heiraten und jeder Junge würde sich zu Mädchen hingezogen fühlen, unterstreicht dieses Bild und erleichtert keinem das Coming-out. Und auch die Annahme, jede Person fühlt sich dem eigenen biologischen Geschlecht entsprechend als Mann oder Frau, ist durch diese Weltanschauung bedingt und schon lange zu hinterfragen.
Heteronormativität spiegelt sich deshalb bereits in alltäglichen Situationen wider. Sie kann nämlich auch einfach ein nicht unbedingt böswilliges Nicht-Beachten oder Ausblenden von Homosexualität sein, insbesondere wenn man noch nie Kontakt mit homosexuellen Personen hatte oder sich noch nie mit dem Thema beschäftigt hat. So wird oft die Möglichkeit, jemand könnte sich zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen, völlig ignoriert.
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Der Begriff Intersektionalität beschreibt die Verbindung oder Verknüpfung einzelner Differenzkategorien. Diese können sich entweder abschwächen oder verstärken, niemals lassen sie sich jedoch einfach addieren. Vor allem bei Mehrfachdiskriminierung findet der Begriff Verwendung. Dabei potenziert sich der Faktor der Diskriminierung z. B. bei lesbischen Frauen oder schwulen Migranten. Einzelne Identitätsmerkmale können nicht voneinander getrennt betrachtet werden, sondern müssen als Ganzes gesehen werden.
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Quellen:
Arcigay (2008): Bullying bekämpfen. Eine Anleitung für Anti-Bullying-Workshops in der Schule
Bildungsinitiative Queerformat und Sozialpädagogisches Fortbildungsinstitut Berlin-Brandenburg (Hrsgg., 2012): Geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in der pädagogischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Handreichung für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe, Berlin.
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